Ich habe eine Wohnung gefunden, kannst du für mich bürgen? Dieser Satz fällt ungefähr so oft, wie Sohn, Tochter oder Enkel die ersten eigenen vier Wände beziehen. Denn viele Vermieter trauen der Bonität der jungen Mieter nicht, und möchten auf Nummer sicher gehen. Deshalb wird häufig zusätzlich zur normalen Kaution eine Mietbürgschaft der Eltern verlangt. Wie es funktioniert, und welche Risiken es gibt, erläutern wir auf dieser Seite. Eine rechtssichere Vorlage zum Download finden Sie hier.
Wie funktioniert eine Mietbürgschaft?
Wie die Bezeichnung Mietbürgschaft schon vermuten lässt, wird die Kaution für den Vermieter über eine Bürgschaft gestellt. Hierbei gibt es drei Beteiligte, nämlich den Gläubiger (Vermieter) den Schuldner (Mieter) sowie den Bürgen (Privatperson, Bank oder Versicherung), siehe auch beigefügte Grafik. Gemäß §765 BGB haftet der Bürge gegenüber dem Gläubiger für die Erfüllung der Pflichten des Schuldners aus dem Mietvertrag. Zahlt also der Mieter seine Miete nicht, oder hinterlässt Schäden in der Wohnung, kann der Vermieter den Bürgen zum Ausgleich seiner Forderung heranziehen.
Was beinhaltet eine Mietbürgschaftserklärung?
Die Erklärung enthält zunächst die an der Mietbürgschaft beteiligten Parteien. Hierzu gehört der Bürge, (z.b. Eltern des Mieters, Versicherung oder Bank), der Mieter sowie der Vermieter. Die Personen werden jeweils mit vollem Namen und Anschrift aufgeführt. Der nächste Abschnitt enthält den Zweck der Bürgschaft, also was damit abgesichert werden soll. In dem Fall also die Forderungen des Vermieters aus dem Mietverhältnis. Manchmal wird die Erklärung noch erweitert, z.B. auf Zinsen oder Kosten. Häufig findet man darin auch den Verzicht auf sogenannte Einreden, wie z.B. die Einrede der Vorausklage.
Beispiel
Schriftform der Mietbürgschaft und Vorlage
Eine Bürgschaft die zwischen Verbrauchern abgeschlossen wird, bedarf der Schriftform. Dies geht aus § 766 BGB hervor. Hierfür wird zudem eine bestimmte Formulierung benötigt, damit die Erklärung auch gültig und wirksam ist. Den Text als Laie selbst zu verfassen, ist keine gute Idee. Denn falsche Angaben bergen erhöhte Risiken für alle Beteiligten. Sie sollten dies daher besser einem Experten überlassen. Nutzen Sie daher eine professionelle Vorlage, die Sie hier zum Download finden.
Vorlage für Mietbürgschaft
Stellt der Vermieter kein Formular zur Verfügung, können Sie sich auch selbst um die Mietbürgschaftserklärung kümmern. Nutzen Sie hierfür am besten eine rechtssichere Vorlage vom Experten. Diese kann hier als Word und PDF kostenlos heruntergeladen werden.
Wer kann für einen Mietvertrag bürgen?
Für den Vermieter gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, mit einer Bürgschaft Miete, Nebenkosten oder Schäden abzusichern. Nicht nur Privatpersonen, sondern auch Banken (siehe Bankbürgschaft-Mietkaution) und Versicherungen (siehe Mietkautionsversicherung) können für einen Mietvertrag bürgen. Bürge kann im Prinzip jeder sein, der vom Vermieter als solcher anerkannt wird. Voraussetzung sind Vertrauenswürdigkeit und eine ausreichende Bonität, damit im Fall der Fälle auch das Geld gezahlt wird.
Warum wird häufig eine Mietbürgschaft der Eltern verlangt?
Mieter mit geringen Einkommen müssen heutzutage oft zusätzlich zur normalen Mietkaution noch die Bürgschaft einer Privatperson vorlegen. Hiermit möchte sich der Vermieter absichern, falls Rückstände bei der Miete oder Schäden in der Wohnung drei Nettomieten übersteigen. Dies ist meist bei Mietern mit wenig Einkommen, wie z.B. Studenten, Auszubildenden oder generell Erstbeziehern einer eigenen Wohnung der Fall (sog. Elternbürgschaft). Denn neben dem ohnehin geringen Einkommen besteht für den Vermieter das Problem, dass sich die Zahlungsmoral seiner Mieter nur schwer einschätzen lässt. Eine Mieterselbstauskunft oder eine Schufa-Auskunft bringen in der Regel wenig Erkenntnisse, da die jungen Mieter wenn überhaupt erst seit kurzer Zeit über eigenes Geld verfügen. Eine Mietbürgschaft verbessert oder ersetzt die fehlende Bonität des Mieters.
Sind Bürgschaft und Kaution zusammen erlaubt?
Ja, ein Vermieter darf grundsätzlich mehrere Sicherheiten verlangen. Doch hierbei kommt es regelmäßig zum Konflikt mit dem gesetzlich erlaubten Höchstbetrag. Dieser ist gemäß § 551 BGB Abs. 3 auf drei Nettomieten begrenzt. Eine Kombination aus Kaution und Mietbürgschaft ist kein Problem, solange beide zusammen die Höchstgrenze nicht übersteigen. Andernfalls liegt eine sogenannte Übersicherung vor. Hierdurch wird die zweite Sicherheit, in dem Fall die Bürgschaft, nichtig. Anders sieht es aus, wenn eine freiwillige- oder Rettungsbürgschaft gestellt wird. Hier haftet der Bürge in Höhe der abgesicherten Forderung (§ 767 BGB).
Welche Bürgschaften für die Miete gibt es (Risiko, Haftung)?
Die Übernahme einer Bürgschaft ist insbesondere für den Bürgen mit Risiken verbunden. Das Risiko richtet sich danach, welche Art von Mietbürgschaft abgeschlossen wird. Unterschiede gibt es in der Höhe der Haftung, sowie den Voraussetzungen unter denen der Bürge zahlen muss. Das Ganze wird deutlich, wenn man sich die unterschiedlichen Arten und Ausführungen anschaut.
Ausfallbürgschaft
Normalerweise ist eine Bürgschaftserklärung so geregelt, dass sich der Gläubiger (Vermieter) zur Durchsetzung seiner Ansprüche zunächst an den Schuldner (Mieter) wendet. Kann der Mieter nicht zahlen, und war der Rechtsweg bis hin zur Zwangsvollstreckung erfolglos, darf der Vermieter den Bürgen in Anspruch nehmen. Hierbei handelt es sich um die klassische Ausfallbürgschaft.
Selbstschuldnerische Bürgschaft
Anders verhält es sich bei einer selbstschuldnerischen Bürgschaft. Verpflichtet sich der Bürge zu dieser, verzichtet er auf die sogenannte Einrede der Vorausklage. Das bedeutet, er kann vom Vermieter sofort zur Zahlung aufgefordert werden, ohne dass sich der Vermieter vorher mit dem Mieter rechtlich auseinandersetzen muss. Das Risiko und die Wahrscheinlichkeit zahlen zu müssen, ist hier deutlich höher. Für den Hausherrn ist die selbstschuldnerische Mietbürgschaft hingegen von Vorteil, da er schneller an sein Geld kommt.
Rettungsbürgschaft
Normalerweise beschränkt §551 BGB die Höhe einer Kaution auf drei Nettokaltmieten. Das gilt auch für die Stellung mehrerer Mietsicherheiten, also z.B. die Kombination aus einer Barkaution und einer Mietbürgschaft. Gemäß §551 Abs. 4 BGB sind zum Nachteil des Mieters abweichende Vereinbarungen unwirksam. Beruft sich der Bürge auf diese Vorschrift, ist die Bürgschaftserklärung aufgrund der Übersicherung nichtig. Wird die Mietsicherheit jedoch gemäß dem BHG-Urteil vom 10.4.2013 (VIII ZR 379/12) als sogenannte Rettungsbürgschaft gestellt, ist auch eine Haftung über drei Monatsmieten hinaus zulässig. In diesem Fall hatte eine Frau für ihren Bruder eine Notbürgschaft erbracht, um diesen aufgrund von Mietrückständen vor der Wohnungskündigung zu bewahren. Der Richter gab dem Vermieter recht, die Schwester musste für die gesamten Mietschulden des Bruders einstehen.
freiwillige Bürgschaft
Die Begrenzung auf 3 Monatsmieten gilt auch dann nicht, wenn die Mietbürgschaft freiwillig abgegeben wird (AG Lübeck, Urteil v. 17.08.11, Az. 23 C 1448/11). Von einer Freiwilligkeit ist auszugehen, wenn der Bürge die Sicherheit unaufgefordert anbietet. Nicht freiwillig wäre die Bürgschaft, wenn sie vom Vermieter ausdrücklich verlangt wird, und der Mietvertrag sonst nicht zustande kommt.
Wann endet eine Mietbürgschaft?
Eine Mietbürgschaft endet spätestens dann, wenn der Zweck, für den sie abgeschlossen wurde, entfällt. Sie ist also an das Mietverhältnis gebunden (sogenannte Akzessorietät). Zieht der Mieter aus der Wohnung aus, und hat der Vermieter keine offenen Forderungen mehr, endet damit auch die Verpflichtung des Bürgen. Die Freigabe erfolgt durch den Vermieter. Häufig besteht der Wunsch des Bürgen, vorzeitig aus der Bürgschaft heraus zu kommen. Die Möglichkeiten einer einseitigen Kündigung sind jedoch begrenzt, bzw. faktisch nicht vorhanden. Denn ein vorzeitiger Ausstieg würde ja bedeuten, dass die Sicherheit im Grunde wertlos ist.
Alternativen zur Elternbürgschaft
Neben einer Privatperson kann auch ein Unternehmen, wie z.B. eine Bank oder Versicherung für die Verpflichtungen aus einem Mietverhältnis bürgen. Gegen überschaubare Kosten können Mieter eine Mietkautionsbürgschaft abschließen. Auch hier gilt wie bei allen Mietsicherheiten die gesetzliche Obergrenze von drei Nettomieten. Vorteil einer kommerziellen Bürgschaft ist, dass es hier klare Regelungen für eine Inanspruchnahme im Schadensfall gibt, welche keinen umständlichen und teuren Rechtsweg voraussetzen. Für den Mieter entfällt die Hinterlegung der Barkaution.
Sandra meint
Hallo,
ich habe vor 4 Jahren für meine Tochter eine selbstschuldnerische Bürgschaft unterschrieben, und drei Monatsmieten (2150,00€) Kaution bezahlt. Das Verhältnis zu meiner Tochter besteht schon seit drei Jahren nicht mehr. So habe ich auch gar nicht mehr über diese Sache nachgedacht, bis ich jetzt ein Schreiben von dem Vermieter und seinem Anwalt erhielt. Darin steht, dass meine Tochter zwangsgeräumt worden sei, und ich jetzt die Kosten in Höhe von 3.870€ innerhalb von vierzehn Tagen bezahlen soll. Ich bin aus allen Wolken gefallen, da ich selbst nicht arbeiten gehe (habe noch zwei weitere Kinder 6&7 Jahre), und mein neuer Mann Alleinverdiener ist. Muss mein neuer Mann jetzt dafür aufkommen oder ich alleine?
Und muss ich das jetzt bezahlen?
Soll ich mir einen Anwalt nehmen?
Vielen Dank für Ihre Antwort
admin meint
Hallo,
normalerweise sollten Sie nicht aufgrund der Bürgschaft herangezogen werden. Da Sie schon drei Nettokaltmieten an den Vermieter gezahlt hatten, ist die gesetzliche Obergrenze der Mietsicherheit erreicht. Alles was darüber hinaus geht, ist unzulässig, bzw. nicht Ihr Problem. Setzen Sie den Vermieter darüber schriftlich in Kenntnis. Sollte der Vermieter bzw. sein Anwalt weiterhin die Regulierung Kosten von Ihnen verlangen, ist ein Rechtsbeistand sicherlich nicht die schlechteste Lösung.
Viel Erfolg
Laura meint
Ich habe in diesem Herbst mein Studium begonnen. Eigentlich wollte ich bei meinen Eltern wohnen bleiben. Da jedoch die Anfahrt mit den Öffentlichen zu kompliziert ist, suche ich jetzt nach einer kleinen 1 Zimmer Wohnung in Nähe der Uni. Da ich noch kein Einkommen habe, verlangen die Vermieter eine Mietbürgschaft zusätzlich zur Kaution. Da jedoch meine Eltern aktuell beide von Bürgergeld leben, wird die Bürgschaft nicht akzeptiert. Was kann ich tun? Die Miete beträgt nur 350 Euro. Ich würde sowieso einen Nebenjob in der Gastro annehmen, die ja schnell zu bekommen sind.
Danke für Ihren Rat
admin meint
Hallo,
Sie müssten entweder für eigenes Einkommen sorgen, oder einen anderen Bürgen finden, oder beides. Das Einkommen z.B. aus einem Nebenjob, sollten Sie schon haben, bevor Sie sich um eine Wohnung bewerben. Haben Sie schon Bafög beantragt? Jedes sichere Einkommen hilft Ihnen weiter. Dazu würde ich an Ihrer Stelle überlegen, wer sonst noch für Ihren Mietvertrag bürgen könnte. Oder Sie suchen sich eine andere Vermietung, und haben vielleicht Glück, dass keine zusätzliche Bürgschaft verlangt wird.
Viel Erfolg
Sascha meint
Hallo,
vielen Dank für die verständliche und umfangreiche Erklärung zu dem Thema Mietbürgschaft. Wenn ich eine Kaution fordere, und mir der Mieter zusätzlich eine freiwillige Bürgschaft anbietet, welche ich annehme. Wäre das rechtens?
VG
admin meint
Hallo,
ich kann Ihnen lediglich bestätigen, dass so etwas möglich ist. Sie müssten dies jedoch an entsprechender Stelle rechtlich abklären lassen, und dort am besten den Bürgschaftsvertrag vorlegen.
Freundliche Grüße